Verena Kirchberg, Land- und Baumaschinenmechatronikerin

Foto/Montage: Handwerkskammer

Faible für große Maschinen

Verena Kirchberg fand Technik schon immer interessant. Den Beruf, der zu ihr passt, fand die angehende Land- und Baumaschinenmechatronikerin allerdings erst auf Umwegen.

Abi – und dann? Zumindest die Richtung, in die es nach dem Schulabschluss gehen sollte, stand für Verena Kirchberg frühzeitig fest. Am Gymnasium hatte sie durchgängig ab der fünften Klasse das Fach Naturwissenschaft und Technik gehabt, ein Modellversuch machte es möglich, und Gefallen daran gefunden. „Ich wollte schon etwas Technisches machen.“

Sie schrieb sich für ein Maschinenbaustudium an der Hochschule Albstadt-Ebingen ein. Nach zwei Semestern brach sie ab. Anspruchsvoll sei es gewesen, die eine oder andere Teildisziplin habe sie voll gefordert. Vor allem aber vermisste sie im Studienalltag, ob im Hörsaal oder beim Konstruieren am CAD-Arbeitsplatz, etwas, was ihr wichtig ist: „Mir hat das Praktische gefehlt. Ich bin kein Theoriemensch.“

„Bei den großen Maschinen steckt doch ein wenig mehr dran.“

Über einen Zwischenstopp bei einem Kfz-Betrieb, bei dem sie eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin begann, in dem es aber „nicht wirklich passte“, landete Kirchberg schließlich bei der M&V Veit Baumaschinen GbR in Dettenhausen. Den Tipp gab ihr ein Mitschüler der Berufsschule. Warum gerade Land- und Baumaschinen? Was die 21-Jährige an kleinen und großen Baggern, Radladern und Baugeräten reizt, ist die anspruchsvolle Technik. Denn die sei komplexer als im Personenwagen, vielfältiger und deshalb interessanter. „Bei den großen Maschinen steckt doch ein wenig mehr dran.“

Freunde an komplexer Technik

Heute, im zweiten Ausbildungsjahr, führt Kirchberg Reparaturen an den Baumaschinen aus, übernimmt anstehende Wartungsarbeiten und ist auch schon mal selbständig im Außendienst unterwegs, um ein defektes Werkzeug vor Ort zu tauschen. Die Abwechslung ist ganz nach ihrem Geschmack: mal muss ein Hydraulikschlauch erneuert, mal etwas geschweißt, ein Lackschaden ausgebessert oder eine neue Mietmaschine mit Firmenlogo und Schriftzügen beklebt werden. Gefordert ist eine ganze Palette unterschiedlicher handwerklicher Fertigkeiten. Metall bearbeiten, Mechanik, Elektronik, Schweißarbeiten und mehr. Das Lackieren hat es ihr aktuell ganz besonders angetan. „Das macht mir viel Spaß. Ich habe aber noch Luft nach oben“, fügt sie hinzu.

Auch bei Baumaschinen ist digitale Technik allgegenwärtig. Alle Fahrzeuge des Unternehmens sind mit GPS-Boxen ausgestattet. Immer mehr Baumaschinen verfügen über Sensoren und Kommunikationsschnittstellen, um beispielsweise Wartungsintervalle zu bestimmen oder ganze Arbeitsabläufe zu automatisieren. Das Tablet, über das Aufträge aufgerufen und Arbeiten dokumentiert werden, gehört mittlerweile zur Grundausstattung aller Mitarbeiter. Kirchberg schätzt diese Kombination von alter und neuer Technik. „Das eine schließt ja nicht das andere aus.“ 

Keine Akzeptanzprobleme

Und wie ist es als Frau in einem Männerberuf? „Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht“, sagt Kirchberg, die seit der Grundschule in verschiedenen Kampfsportarten trainiert. Weder im Betrieb noch in der Berufsschule habe sie bisher mit Vorurteilen, Ablehnung oder herabsetzenden Kommentaren zu tun gehabt. Natürlich sei eine junge Frau in dieser Branche noch ungewöhnlich, das müsse aber nicht problematisch sein. Als bei einem Kunden vor Ort ein Werkzeug ersetzt werden musste, boten Bauarbeiter ihre Hilfe an. „Die haben mir das Ersatzteil abgenommen und selbst getragen.“

„Die duale Ausbildung und das Handwerk waren kein Thema an der Schule.“

Mehr Mädchen für technische Handwerksberufe zu gewinnen, sei allerdings kein Selbstläufer. Aktionstage wie der Girls’Day seien zwar hilfreich, aber nur ein Baustein der Berufsorientierung an Schulen. Das gesamte Angebot müsse ausgebaut und verstetig werden, glaubt Kirchberg, und über alle Ausbildungswege informieren. Nicht zuletzt an den Gymnasien. „Der MINT-Truck war auch an unserer Schule. Im Mittelpunkt standen aber ausschließlich die naturwissenschaftlich-technischen Studiengänge. Die duale Ausbildung und das Handwerk waren kein Thema.“

Man müsse die Leute an der Schule abholen. Wie es gehen könnte, zeigt ihr Ausbildungsbetrieb. Dort gibt es seit Kurzem einen kleinen Bagger, der sich optisch vom sonstigen Angebot unterscheidet. Ob die Lackierung in Pink, das Blümchendekor und der Hashtag #excavatorbabes, übrigens von Verena Kirchberg mitgestaltet, zu mehr weiblichen Auszubildenden führen, steht noch nicht fest. Ein echter Hingucker und besonderer Werbeträger ist dem Unternehmen allemal gelungen.

Für Verena Kirchberg steht in einigen Monaten die Zwischenprüfung an. Wie es aussieht, dürfte es mit der Lehrzeitverkürzung um ein halbes Jahr klappen. Ihre Zukunftspläne skizziert sie so: „Die Weiterbildung zur Technikerin oder Meisterin könnte ich mir schon vorstellen. Das lasse ich auch mich zukommen. Ich will wissen, was ich kann und dann entscheiden.“ Auch ein Studium sei denkbar. „Das kann ich auch noch mit 30 beginnen.“