Zwei Generationen, ein Familienbetrieb: Jochen Trost, Martin Trost, Ursula Mayer und Manfred Mayer (v. l. n. r.).

10.05.2017

Ein außergewöhnliches Arbeitsjubiläum

Der Vater war Raumausstatter, also schlug auch der Sohn diesen Weg ein. „Es war damals so üblich“, erklärt Manfred Mayer. Am 1. April 1957 begann er seine Lehre zum Polsterer und Tapezierer im Betrieb seines Onkels Willy Müller.

Die Familie zieht sich wie ein roter Faden durch sein Berufsleben: nach dem Tod seines Vaters führte Manfred Mayer die Firma seines Onkels zunächst als „Ein-Mann-Betrieb“ fort. 1963 war das, ein Jahr bevor er die Meisterprüfung ablegte. Wenig später gründete er die Willy Müller GmbH in Metzingen, in die dann später auch sein Schwager Martin Trost als Geschäftsführer eingetreten ist.

Nicht nur die traditionelle Berufsbezeichnung und viele Trends und Moden seien verschwunden, beobachtet Mayer, der den Betrieb seit 1975 mehr als vier Jahrzehnte als Geschäftsführer leitete, ebenso habe sich der Markt grundsätzlich verändert. Für viele Verbraucher sei der Baumarkt erste Wahl. Zusätzliche Konkurrenz schaffe das Internet. „Der Preisdruck ist gestiegen, vor allem bei Ausschreibungen“, so Mayer. Viele Raumausstatter-Betriebe seien über die Jahre verschwunden. Und noch etwas hat sich verändert: „Das Miteinander auf der Baustelle war früher besser.“

Die Willy Müller GmbH hat diesen Wandel angenommen. Seit einigen Jahren gibt es ein Vollsortiment im Parkettbereich. Das Unternehmen arbeitet im Verbund mit anderen Gewerken. Verbraucher profitierten mehrfach von der Kooperation, ist Mayer überzeugt. „Sie haben nur einen Ansprechpartner, und sie wissen, dass sie Qualität bekommen.“ Darüber hinaus gehört der Betrieb dem „Netzwerk Boden“ an, zu dem sich Fachbetriebe aus dem Bundesgebiet zusammengeschlossen haben.

Diese Spezialisierung hat natürlich auch etwas mit Mayers Vorlieben zu tun. Schon als Lehrling hatten es ihm die Bodenbeläge besonders angetan, obwohl damals nur „drei, vier Materialien“ zur Auswahl standen. „Mit Gardinen habe ich nie etwas zu tun gehabt“, betont der 73-Jährige schmunzelnd. Die gehören seit jeher in den Geschäftsbereich von Ehefrau Ursula, die ebenfalls im Unternehmen tätig ist.

Und auch darauf legt Manfred Mayer Wert: „Wir haben immer mit eigenen Leuten geschafft.“ Die zehn Mitarbeiter, die zurzeit in Beratung, Verkauf und Montage tätig sind, wurden alle selbst ausgebildet. Und ein Großteil gehört ohnehin zur Familie: Schwager Martin Trost ist Geschäftsführer, dessen Sohn Jochen ist kaufmännischer Leiter, Mayers Sohn Andreas ist als Raumausstatter-Meister ebenfalls dabei.

Seit dem 1. April ist Mayer als Geschäftsführer ausgeschieden. So ganz im Ruhestand ist er aber noch nicht angekommen. „Wenn sie anrufen, komme ich halt“, sagt Mayer. Über die Zukunft seines Berufsstandes macht er sich keine Sorgen. „Einfach wird es nicht. Aber das haben wir vor 30 Jahren auch schon gesagt.“ Er ist sich sicher, dass Qualität auch in Zukunft seinen Markt finden wird. „Wenn es schwierig wird oder etwas Hochwertiges gefragt ist, kommen die Leute zu uns.“