Die Teilnehmer der diesjährigen Sitzung des Zentralen Besprechungskreises Kirche-Handwerk am 18./19. Januar 2017 in der Lutherstadt Wittenberg.

25.01.2017

Im Zeichen des Reformationsjubiläums

Vor dem Hintergrund des 500jährigen Reformationsjubiläums fand die diesjährige Sitzung des Zentralen Besprechungskreises Kirche-Handwerk am 18./19. Januar 2017 in der Lutherstadt Wittenberg statt.

Traditionell tauschen sich zum Jahresauftakt Repräsentanten der Handwerksorganisation mit Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen aus. Prominente Gesprächspartnerin für den Besprechungskreis war Prof. Dr. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum.

Sie erläuterte, dass das Jubiläum nicht nur die Bedeutung der Reformation deutlich mache, sondern auch bei den Menschen, die keiner Kirche angehören, Interesse an Kirche und Glauben wecken wolle. Das Reformationsjubiläum finde nicht in Abgrenzung zur katholischen Kirche, sondern in ökumenischer Perspektive statt, denn, so Prof. Dr. Käßmann: "Uns verbindet mehr als uns trennt." Bezogen auf die Arbeitswelt und das Handwerk sei nach Auffassung von Martin Luther der Beruf auch Berufung und solle Gott und anderen Menschen dienen.

Eine gemeinsame Herausforderung für Handwerk und Kirchen sei nach Meinung des Besprechungskreises die Integration von Flüchtlingen. Dieter Vierlbeck, Vorsitzender der Evangelischen Bundesarbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche, stellte fest, dass derzeit mehr als 2.500 Flüchtlinge eine Ausbildung im Handwerk begonnen hätten. Rechtliche Unsicherheiten und Sprachschwierigkeiten erschwerten es aber den Betrieben, Flüchtlinge einzustellen.

Dr. Carsten Rentzing, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, betonte, dass die Kirchen ein doppeltes Integrationsversprechen gegeben hätten – den Flüchtlingen und den Einheimischen, damit es nicht zu Verwerfungen komme. Dies erfordere erhebliche Kraftanstrengungen.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt der Sitzung war der Dialog mit dem Islam. Wie Kazim Erdogan, Integrationsexperte und Vorsitzender des Vereins „Aufbruch Neukölln e.V.“, feststellte, müsse die Kommunikation zwischen Christen und Muslimen intensiviert werden, um ein besseres Verständnis füreinander und ein "Wir-Gefühl" zu entwickeln.

Auch das Erlernen der deutschen Sprache sei nur durch den Kontakt mit den deutschen Mitbürgern möglich. Zu einem modernen Deutschland gehöre, die Kulturen zusammenzubringen. Dann könnten sich Migranten besser mit Deutschland identifizieren.

Es sei, so der Besprechungskreis, nicht hinzunehmen, dass Gewalt durch radikale Fundamentalisten und Extremisten "im Namen Gottes" legitimiert werde. Das friedenstiftende Potential der Religionen müsse in der Gesellschaft wieder stärker wahrgenommen werden. Der Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger aus der Diözese München und Freising, forderte: "Es darf keinen Kampf der Kulturen und Krieg der Religionen geben."

Angesichts des bevorstehenden Bundestagswahlkampfes blickte der Besprechungskreis schließlich mit Sorge auf die politischen Klimaveränderungen in unserem Land und appellierte an die politischen Parteien, nicht zu stark zu polarisieren. Demokratische Regeln und Werte dürften angesichts von populistischen Strömungen nicht in Frage gestellt werden. Die Bürger erwarteten eine Politik, die Sicherheit gebe und sich einer zunehmenden Zerrissenheit entgegenstelle, indem sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.