16.01.2017

Weniger Lehrstellen im Handwerk besetzt

Im vergangenen Jahr haben 2.077 Frauen und Männer eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Die Bilanz der Handwerkskammer Reutlingen zum 31. Dezember 2016 verzeichnet einen Rückgang von 30 Neuverträgen gegenüber dem Vorjahr. In den fünf Landkreisen des Bezirks werden insgesamt 5.088 künftige Fachkräfte ausgebildet.

Nach drei Jahren mit satten Zuwächsen, zuletzt um 2,6 Prozent, weist die Kammerstatistik für 2016 ein Minus von 1,4 Prozent aus. Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert hält den bloßen statistischen Vergleich für nur bedingt aussagekräftig. „Steigerungen wie in den Vorjahren, so wünschenswert sie wären, lassen sich nicht beliebig wiederholen.“

Für viele Betriebe, so Eisert, sei es grundsätzlich schwieriger geworden, die dringend benötigen Nachwuchskräfte zu gewinnen. Eine Ursache sieht er im Trend zum höheren Schulabschluss. Trotz sicherer Jobs und guter Karriereperspektiven gerate die duale Ausbildung immer mehr ins Hintertreffen. „Die Vorstellung, dass nur Abitur und Studium zählen, finden wir bei Jugendlichen, aber auch bei deren Eltern und Lehrer. In vielen Fällen sind die Möglichkeiten, die eine Berufsausbildung im Handwerk bietet, gar nicht bekannt."

40 Prozent aller neuen Auszubildenden lernen einen Metall- und Elektroberuf. 837 Neuverträge entfallen auf die gewerblichen Zulieferer (2015: 822), die damit die zahlenmäßig wichtigsten Ausbilder im Handwerk sind. Es folgt das Bau- und Ausbaugewerbe, das 461 neu abgeschlossene Lehrverträge verzeichnet (2015: 490).

Regionaldaten

Die Bilanz in den einzelnen Landkreisen fällt uneinheitlich aus. Während die Betriebe in den Kreisen Tübingen (+ 2,1 Prozent) und Zollernalb (+ 5,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr mehr Ausbildungsverträge schließen konnten, blieben ihre Kollegen in Reutlingen (-2,2 Prozent), Freudenstadt (-5,8) und Sigmaringen (-8,9 Prozent) hinter den Vorjahreswerten zurück.

Rund ein Drittel aller Neuverträge entfallen auf die Betriebe im Kreis Reutlingen. Die dort ansässigen Elektro- und Metallbetriebe konnten nochmals kräftig zulegen (251 Neuverträge, + 8,2 Prozent). Einen deutlichen Rückgang gab es hingegen in der Bau- und Ausbaubranche. Trotz gut gefüllter Auftragsbücher haben im vergangenen Jahr deutlich weniger junge Menschen eine Lehre zum Maurer, Dachdecker oder Stuckateur begonnen (- 13,5 Prozent).

Dieselbe Entwicklung lässt sich auch im Zollernalbkreis beobachten (427 Neuverträge). Während die Metall- und Elektrobetriebe mehr Lehrstellen besetzen konnten (193 Neuverträge, +12,9 Prozent), sank die Zahl der Neuverträge im Bau- und Ausbaubereich (102 Neuverträge, - 4,7 Prozent).

In den Kreisen Sigmaringen (308 Neuverträge), Freudenstadt (242 Neuverträge) und Tübingen (433 Neuverträge) fällt dieser Branchenvergleich umgekehrt aus. Dort sind es die gewerblichen Zulieferer, die zum Teil deutlich weniger Ausbildungsplätze als im Vorjahr besetzen konnten. Besonders hoch fällt der Rückgang in den Kreisen Sigmaringen (- 9,4 Prozent) und Freudenstadt (- 8,2 Prozent) aus. Im Landkreis Tübingen sind es 2,4 Prozent weniger Neuverträge.

Lehrstellenbörse im Internet

Eine wichtige Adresse für Bewerber ist die Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer. „Wir schreiben viermal im Jahr alle Betriebe an und fragen die offenen Lehrstellen ab, um das Angebot aktuell zu halten“, erklärt Eisert. Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2017 und 2018 werden in Kürze unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar sein. Dort sind auch Informationen zu den mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk und Tipps zur Berufswahl zu finden.