04.06.2004

Das Handwerk macht Karriere(n)

Wer sein Abitur in der Tasche hat, bekommt im Handwerk die Chance, berufliche Vielfalt mit einer attraktiven Ausbildung auf hohem Niveau zu verknüpfen: Über hundert Handwerksberufe sind nicht nur für ganz unterschiedliche Interessen und Talente eine Fundgrube - hier gibt es auch die Möglichkeit, schon während der Ausbildung betriebswirtschaftliche und Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben.

Mit dem Ausbildungsgang „Management im Handwerk“ (MiH) zum Beispiel winkt Abiturienten die doppelte Qualifikation als Geselle/Gesellin und als Betriebsassistent/in.

Das Abitur ist geschrieben - spätestens jetzt muss eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen werden, ob ein Studium begonnen oder eine Berufsausbildung aufgenommen werden soll. Dass immer mehr Abiturienten den Weg ins Handwerk wählen, hat unterschiedliche Gründe.

Neben aussichtsreichen Karriere- und Weiterbildungschancen sowohl auf technischem als auch auf betriebswirtschaftlichem Gebiet gibt es in keinem anderen Wirtschaftszweig so viele Möglichkeiten, sich selbstständig zu machen und einen eigenen Betrieb zu gründen. Darüber hinaus wächst auch in modernen, dienstleistungsorientierten Handwerksbetrieben der Bedarf an Fach- und Führungskräften mit einem möglichst hohen Ausbildungsniveau: Neben Fachwissen sind Fähigkeiten im Kundenservice, in der strategischen Planung und der Mitarbeiterführung gefragt.

Auszubildende mit Hochschulreife müssen in der Regel nur eine verkürzte Lehrzeit absolvieren. Mit dem Qualifikationsmodell MiH können sie sich bereits während der Lehre auf die neuen Anforderungen und damit auf eine Karriere im Handwerk vorbereiten. An den Berufsschulen ist hierfür ein spezieller Unterricht vorgesehen: Die Fächer Deutsch, Religion und Gemeinschaftskunde werden durch Management und Betriebswirtschaft, Wirtschaftsenglisch/Technisches Englisch, Wirtschaftsfranzösisch/Technisches Französisch sowie durch Computeranwendungen und Wirtschaftsinformatik ersetzt.

Am Ende steht die Prüfung zum Managementassistenten (Hwk), sodass der frisch gebackene Geselle auch im Bereich des Managements einen Abschluss nachweisen kann. „Für viele Abiturienten eröffnet sich dadurch der Weg, als engagierte Führungskraft den betrieblichen Ablauf mitzugestalten oder als selbstständiger Handwerksmeister die Karriereleiter zu erklimmen und beruflich erfolgreich zu sein“, weiß Karl-Heinz Goller, Leiterin der Abteilung Berufsbildung der Handwerkskammer Reutlingen.

Auch diejenigen, die es nach der Handwerksausbildung in den Hörsaal zieht, profitieren: Die Lehre wird als Praxissemenster oder Praktikumszeit anerkannt. Die praktische Ausbildung erweist sich dabei oft als optimale Vorbereitung für das Studium. Wer die Praxis kennt, weiß, worauf es im Berufsalltag ankommt, ist geübt in Selbstmanagement und kann schneller Prioritäten setzen.

Abiturienten können Studium und praktische Handwerksausbildung von Beginn der Ausbildungszeit an in einem so genannten dualen Studiengang verknüpfen. Dabei bleiben die studierenden Auszubildenden vertraglich mit dem ausbildenden Betrieb verbunden. Vorteil: Diplomingenieur und Gesellenprüfung in vier Jahren. In Baden-Württemberg existieren an verschiedenen Fachhochschulen duale Studiengänge für das Handwerk.

Die Berufsakademie in Stuttgart bietet ebenfalls die Kombination von Studium und handwerklicher Ausbildung an. Im Studiengang Handwerk steht die Vorbereitung auf selbstständiges und kundenorientiertes Entscheiden im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden Unternehmens- und Mitarbeiterführung, Marketing, Finanz- und Rechnungswesen sowie Recht gelehrt und praxisnah vermittelt. Studium und Diplom werden dann auf Teile der Meisterprüfung angerechnet.

„Dem Handwerk fehlen Nachwuchskräfte mit fachübergreifenden Kenntnissen, welche die motivierten und leistungsbereiten Jungunternehmer im Mittelstand von morgen sein können“, sagt Karl-Heinz Goller. „Insofern sind Abiturienten eine wichtige Zielgruppe bei unserer Werbung um Nachwuchs.“

Um Schüler, Eltern und Lehrer über die Vielfalt der Handwerksberufe und die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, haben die acht baden-württembergischen Handwerkskammern im letzten Jahr eine Nachwuchskampagne gestartet. Auf der Website www.handwerks-power.de finden sich alle wichtigen Informationen auf einen Blick; eine ständig aktualisierte Lehrstellenbörse findet sich unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung.

Nähere Informationen gibt es unter der Ausbildungshotline der Handwerkskammer Reutlingen, Telefon 0 71 21/24 12-2 61.