Illustration Branchenbuch Quelle: pixelio.de

Branchenbücher: Nicht jedes Angebot hält, was es verspricht.

02.06.2008

Dubiose Branchenbucheinträge: Teuer und ohne Nutzen

Immer wieder erhalten Selbstständige und Gewerbetreibende dubiose Angebote von Branchenbuchanbietern. Den Firmen werden vermeintlich bereits bestehende Einträge vorlegt, die ergänzt und aktualisiert werden sollen. Wer darauf eingeht, erhält einen überteuerten Eintrag in ein Verzeichnis von zweifelhaftem Nutzen.

Ein aktueller Fall: Ein Reutlinger Betrieb wird per E-Mail angeschrieben und unter Verweis auf das Bundesdatenschutzgesetz über einen scheinbar bereits bestehenden Eintrag in das Onlineverzeichnis gelbesbranchenbuch.com informiert, der für die Ausgabe 2008/2009 geplant sei. Der Betrieb wird aufgefordert, die Daten und einen Anhang zu prüfen und gewünschte Korrekturen per Fax an den Anbieter zu schicken. Der Preis für den Eintrag und eine Laufzeit von zwei Jahren beträgt rund 800 Euro. Außer einer Faxnummer gibt der Anbieter in der E-Mail keine Daten von sich preis. Laut Impressum der Internetseite handelt sich um eine in Thailand ansässige Firma.

Kein Einzelfall

Für Hermann Rempfer ist dies kein Einzelfall: „Das Angebot an Online-Branchenverzeichnissen wächst stetig und mit ihm die Zahl unseriöser Anbieter.“ Der Rechtsberater der Handwerkskammer Reutlingen empfiehlt Betrieben, entsprechende Angebote in jedem Fall sorgfältig zu prüfen. Denn wer sorglos einen scheinbar bereits bestehenden Eintrag aktualisiere, erteile möglicherweise einen Auftrag, der den Betrieb  recht teuer zu stehen komme, sagt Rempfer.

Die Rechtanwaltskammer Stuttgart informierte kürzlich sogar über einen besonders dreisten Fall, in dem ein als Gratisleistung beworbener Branchenbucheintrag eine Rechnung in Höhe von 900 Euro nach sich zog. Die Angaben zu den tatsächlichen Kosten waren unscheinbar im Kleingedruckten verborgen. Ein Gericht verurteilte den Branchenverlag zur Rückzahlung.

Scheinbar bekannte Marken

Aber überzogene Preise sind offenbar nur ein Teil des Problems. „Solche  Einträge sind meist von zweifelhaftem Nutzen für die Betriebe, wenn nicht gar schlicht überflüssig“, betont Rempfer. Die Aussicht, neue Kunden zu gewinnen, sei gering, weil viele der angepriesenen Branchenverzeichnisse bei Verbrauchern und Internetnutzern vollkommen unbekannt seien. Der Jurist empfiehlt denn auch, genau auf Produktnamen und Aufmachung zu achten. Unseriöse Anbieter suchten bewusst die Ähnlichkeit mit eingeführten Marken und bekannten Designs, um mit diesen verwechselt zu werden. Auch das "Gelbe Branchenbuch" sucht über Namenswahl und Farbgebung die Nähe zu den "Gelben Seiten" der Telefonbuchverlage.

Über mangelnde Popularität müssen sich die Anbieter des "Gelben Branchenbuchs" indes längst keine Sorgen mehr machen. Im Onlineforum des Vereins „Antispam e.V.“ tauschen sich Betroffene seit zwei Monaten rege über das Angebot und seine Absender aus. Und die Urheber setzen alles daran, dass dies auch noch eine Weile so bleiben wird. Einige Forumsteilnehmer berichten, in den vergangenen Wochen bereits zum wiederholten Male angeschrieben worden zu sein.

Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Reutlingen ist Hermann Rempfer, Telefon 07121 2412-231, E-Mail hermann.rempfer[at]hwk-reutlingen.de.

Tipps für Betriebe

Branchenbucheinträge sind eine günstige Werbeform – in gedruckter Form und längst auch im Internet. Allerdings tummeln sich auf diesem wachsenden Markt mitunter auch „schwarze Schafe“. Deshalb sollten Sie die Angebote genau prüfen.

  • Eine beliebte Praxis ist es, Aktualisierungen anzufordern und per Unterschrift bestätigen zu lassen. Häufig sind solche „Korrekturabzüge“ aber tatsächlich eine Auftragsbestätigung zu völlig überteuerten Bedingungen.
  • Vorsicht bei Gratisangeboten. Der als kostenlos beworbene Basiseintrag kann in Wahrheit schnell mehrere Hundert Euro kosten.
  • Lesen Sie die Geschäftsbedingungen sorgfältig durch.
  • Lassen Sie sich nicht durch Ähnlichkeiten mit eingeführten Marken verwirren. Das „Gelbe Branchenbuch“ eines Anbieters mit Sitz in Thailand kann schnell verwechselt werden mit den „Gelben Seiten“ der Deutschen Bundespost.
    - Auf per E-Mail verschickte Angebote, die weder Absender, noch Geschäftsadresse enthalten, sollten Sie grundsätzlich nicht eingehen.