Ruben Walz, Geschäftsführer der Stiel GmbH & Co. KG, Tübingen.

20.02.2012

„Es gibt viele Stellschrauben“

Ohne Kühlung geht bei Bäckern und Metzgern nichts. Und das schlägt sich in den Betriebskosten nieder. Trotz steigender Strompreise scheuen viele Betriebe die Investitionen in effiziente Kühltechnik. „Wer kostenorientiert denkt, hat eigentlich keine Wahl“, betont der Tübinger Versorgungsingenieur Ruben Walz, und rät zum Handeln.

Angesichts der Strompreisentwicklung sollte das Thema Energieeffizienz im Betrieb ein Selbstläufer sein. Wie sieht es in Metzgereien und Bäckereien aus?

Nach einer aktuellen Erhebung ist der Stromverbrauch pro Mitarbeiter mit rund 10.000 kWh im Fleischerhandwerk am höchsten. Mit deutlichem Abstand folgen die Maschinenbauer. Wo so viel Energie verbraucht wird, gibt es auch Einsparmöglichkeiten. Doch die werden oftmals übersehen. In vielen Fleischereien und Bäckereien sind noch sehr alte Kühlanlagen in Betrieb, die vergleichsweise viel Energie benötigen. Solange die Anlage läuft, spielen die Kosten meist eine untergeordnete Rolle. Viele Betreiber handeln eben nach der Devise: „Was funktioniert, muss nicht ausgetauscht werden.“

Der komplette Austausch einer Kühlanlage dürfte auch nicht ganz billig sein.

Die Investitionskosten sind eine Hürde. Die Kosten sind abhängig der Anlagentechnik, der jeweiligen Betriebsgröße und den örtlichen Bedingungen. In einer Fleischerei sind neben den Kühlräumen auch die Ladentheke und der Verkaufsraum einzubeziehen. Allerdings stehen den Ausgaben auch beachtliche Einsparungen gegenüber. In der Regel können wir den Energieverbrauch um rund ein Drittel senken. Im Idealfall sind höhere Einsparungen möglich. Darüber hinaus gibt es noch ein weiteres Argument: Das Kältemittel R22, mit dem viele Altanlagen betrieben werden, ist ab 2015 verboten.

Wie sollten Unternehmer vorgehen?

Der erste Schritt ist immer eine umfassende Bestandsaufnahme durch einen fachkundigen Berater. Die bringt zugleich Klarheit über mögliche Einsparungen und die Umsetzung einzelner Maßnahmen. Nicht nur die Anlagen und die Steuerungstechnik werden auf den Prüfstand gestellt, sondern auch die bauliche Seite und das Nutzerverhalten. Wenn beispielsweise häufig Türen zwischen unterschiedlich gekühlten Räumen geöffnet werden müssen, führt das unvermeidlich zu einem höheren Energieverbrauch. In einem solchen Fall könnten Schleusen helfen, den Luftaustausch zu verringern. Bund und Land beteiligen sich an den Beratungskosten.

Es muss also nicht unbedingt eine komplette Sanierung sein. Auch Einzelmaßnahmen zahlen sich aus.

Eine Kälteanlage ist ein komplexes System, das über viele Stellschrauben optimiert werden kann. Zum Beispiel über moderne Komponenten. Ebenfalls wichtig sind die Isolation von Kühlzellen und Leitungen sowie die Steuerungstechnik. Häufiges Ein- und Ausschalten erhöht den Stromverbrauch und verringert gleichzeitig die Lebensdauer der Verdichter. Alle diese Maßnahmen greifen. Wenn alle Bausteine aufeinander abgestimmt sind, können Einsparungen bis zu 50 Prozent erzielt werden.

In welchem Zeitraum rechnen sich die Investitionen?

In der Regel haben sich die Investitionen innerhalb von fünf bis zehn Jahren amortisiert. Ein Beispiel: Der Energieverbrauch einer Fleischerei konnte um 35 Prozent reduziert werden. Den Kosten von rund 42.000 Euro stehen dauerhafte Einsparungen von knapp 6.000 Euro pro Jahr gegenüber. Da die Strompreise eher steigen als fallen werden, dürfte die künftig noch günstiger ausfallen. Wer kostenorientiert denkt, hat eigentlich keine Wahl.

Eiskalt sparen, Förderprogramm nutzen

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg unterstützt Betriebe bei der Sanierung ihrer Kälteanlagen. Das Programm "STARKE Bäcker/Konditoren und Metzger" besteht aus geförderten Energieberatungen und Investitionszuschüssen. Weitere Informationen finden Sie hier.