17.10.2007

Geschäftsaussichten eingetrübt

Die Konjunkturentwicklung im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen hat ihren Höhepunkt bereits überschritten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage bei repräsentativ ausgewählten Handwerksbetrieben in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb.

Die Betriebe beurteilen zwar die aktuelle Geschäftslage besser als im Vorquartal. Die Höchststände vom Jahresanfang können jedoch nicht mehr erreicht werden. Im dritten Quartal 2007 berichten 43 Prozent der befragten Handwerker von einer guten aktuellen Geschäftslage. Für 16 Prozent der Handwerksunternehmen aus dem Kammerbezirk liefen die Geschäfte dagegen schlecht.

Demnach steht der Lageindex – der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen zur Geschäftslage – mittlerweile bei einem Stand von +27,0. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von rund elf Punkten. Die Geschäftsaussichten haben sich ebenfalls eingetrübt. Gleichwohl ist der Optimismus der Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk nicht gänzlich verschwunden. Ausgehend von einem im historischen Vergleich hohen Wert, büßt der Erwartungsindex weitere achteinhalb Punkte ein. Aktuell steht er bei +35,1.

Auftragslage
Die Handwerksbetriebe aus dem Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen konnten die schwunghaften Steigerungen bei den Auftragseingängen nicht mit ins dritte Quartal retten. Aktuell berichtet jeder vierte Betrieb (25,4 Prozent) über steigende Auftragseingänge. Gegenüber dem Frühsommer ist das ein Minus von fast zehn Prozentpunkten. Ein weiterer Wermutstropfen: Der Anteil der Handwerker, die Auftragsrückgänge hinnehmen mussten, gewinnt an Gewicht. Im Saldo bleibt es allerdings noch bei einem positiven Wert.

Den kommenden Monaten blicken die Handwerksbetriebe vorsichtig optimistisch entgegen. Jedes viertes Unternehmen (25,8 Prozent) erwartet eine Steigerung der Auftragseingänge im kommenden Quartal. Mit gut 20 Prozent verfünffacht sich binnen Jahresfrist allerdings der Anteil der Pessimisten, die Auftragsrückgänge befürchten.

Betriebsauslastung
Die Entwicklung der Betriebsauslastung zeigt zwei Trends: Zum einen haben immer weniger Handwerksbetriebe nennenswerte Kapazitätsreserven. Lediglich 13,6 Prozent der Betriebe lassen sich als unterausgelastet bezeichnen (höchstens 60 Prozent Auslastung). Zum anderen steigt der Anteil der Betriebe, die oberhalb ihrer Kapazitätsauslastung arbeiten. Jeder zehnte Betrieb (10,2 Prozent) erreicht einen aktuellen Auslastungsgrad von mehr als 100 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt.

Umsatzsituation
Deutlich schwächer als im Vorquartal zeigt sich die Umsatzlage der Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk. Der Anteil der Unternehmen, die steigende Umsätze verbuchen können, rutscht im Vergleich zum Frühsommer auf knapp 25 Prozent ab. Gleichzeitig mussten sich 23 Prozent der Betriebe mit einer negativen Umsatzentwicklung abfinden. Der Saldo für die Umsatzlage behauptet sich damit nur knapp im positiven Bereich. Die Umsätze der Handwerker aus der Region haben sich damit schwächer als der Landesdurchschnitt entwickelt.

Für die kommenden Monate sind die Handwerker aus den fünf Landkreisen des Kammerbezirks etwas zuversichtlicher. Gut 36 Prozent der Betriebe rechnen damit, Umsatzsteigerungen erzielen zu können. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich damit der Anteil der Optimisten um 16,5 Punkte erhöht. Doch der Anteil der Handwerksbetriebe, die sinkende Umsätze befürchten, steigt sprunghaft. Mittlerweile erwarten mehr als 15 Prozent der Handwerksunternehmen einen Umsatzrückgang. Binnen Jahresfrist hat sich dieser Anteil damit verfünffacht.

Beschäftigte
Die Handwerksbetriebe stockten in den zurückliegenden Wochen ihre Mitarbeiterzahlen per Saldo kräftig auf. Fast 18 Prozent der Handwerksbetriebe haben neue Arbeitskräfte eingestellt. Lediglich 6,5 Prozent sind mit weniger Arbeitskräften ausgekommen und haben Stellen abgebaut. Im Saldo bleibt es bei einem deutlichen Plus.

Der Beschäftigungsaufbau wird sich im kommenden Quartal voraussichtlich nicht fortsetzen. Nur noch 5,5 Prozent der Betriebe planen eine Personalaufstockung. Gleichzeitig wird aber jeder zehnte Handwerksbetrieb (10,5 Prozent) Stellen streichen müssen. Im Vorjahr zeigten die Betriebe per Saldo eine höhere Einstellungsbereitschaft.

Investitionen
Gut die Hälfte (51,2 Prozent) der Handwerksbetriebe aus der Region hat in den vergangenen Monaten in neue Maschinen und Werkzeuge investiert. Davon sind rund 80 Prozent mit höheren oder zumindest konstanten Investitionsvolumen durchgeführt worden. Vor einem Jahr lag der Anteil der Unternehmen, die überhaupt Investitionen durchgeführt haben, bei lediglich 46 Prozent.

Die Betriebe wollen in den kommenden Monaten erst einmal eine Investitionspause einlegen. Lediglich 46 Prozent der Handwerksbetriebe planen weitere Investitionsvorhaben. Trotzdem sind das noch rund zehn Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Gemessen an der künftigen Investitionsbereitschaft liegen die Betriebe aus dem Kammerbezirk aber deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

Die Gewerke im Einzelnen
Von den untersuchten Handwerksgruppen aus dem Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen ist die aktuelle Konjunkturlage bei den Handwerkern des Gewerblichen Bedarfs zurzeit am besten. Zwar konnte der entsprechende Konjunkturindikator seinen überaus hohen Stand vom Vorjahr nicht ganz halten. Doch die sehr optimistischen Erwartungen im Gewerblichen Bedarf deuten auf eine Fortsetzung der guten Handwerkskonjunktur zum Jahresende hin.

Die übrigen Handwerksbereiche teilen sich in drei Gruppen auf. Auf der einen Seite stehen die Betriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes, die einen herben Einbruch des Konjunkturindikators hinnehmen mussten. Im Bauhauptgewerbe rutscht der Index nach dem Ende der Sonderkonjunktur am Bau sogar tief ins Minus. Das Kfz- und das Nahrungsmittelhandwerk, die sich einem mehr oder minder starken Verlust ihres Konjunkturindikators gegenüber sehen, bilden die zweite Gruppe.

In diesen beiden Handwerksgruppen gilt: Das Geschäftsklima war im vergangenen Jahr besser als das aktuelle. Immerhin verzeichnen Dienstleistungs- und Gesundheitshandwerk einen minimalen Anstieg ihres Konjunkturindikators. Allerdings speist sich der Fortschritt bei den Dienstleistungsberufen einzig aus ihrem Optimismus, die künftige Geschäftsentwicklung betreffend. Im Moment laufen hier die Geschäfte schlechter als im Herbst 2006.