Am Girls’ Day 2012 tauschten zwölf Mädchen einen Vormittag lang das Klassenzimmer mit der Werkstatt. Hier auf dem Bild mit Susa Bobke (links), Ausbildungsmeister Werner Delesky (zweiter von rechts hinten) und Ulrike Brethauer, Ausbildungsberaterin der Handwerkskammer Reutlingen (rechts).

27.04.2012

Girls' Day in der Bildungsakademie

Immer noch entscheiden sich Jugendliche bei der Berufswahl meist "typisch weiblich" oder "typisch männlich". Dass das auch anders gehen könnte, haben zwölf Schülerinnen aus Reutlingen und Tübingen in der Bildungsakademie Tübingen ausprobiert.

Am Girls' Day 2012 tauschten sie einen Vormittag lang das Klassenzimmer mit der Werkstatt. In der Schreiner-Werkstatt konnten die Mädchen zunächst einen Spaghettiheber und -portionierer aus Holz anfertigen, den sie nach dem Projekttag mit nach Hause nehmen konnten.

Wechsel der Berufsbilder
In der Kfz-Werkstatt zeigte schließlich Susa Bobke – Kfz-Meisterin und Autorin des Buches "Männer sind anders. Autos auch" – den Mädchen Kniffe und Tricks rund ums Auto. Dabei blieb es aber nicht nur beim bloßen Zuschauen: Beim Reifenwechsel musste zugepackt werden, und beim pressluftgetriebenen Schlagschrauber war manches Mädchen schnell fasziniert von der schieren Kraft des Geräts.

Allerdings – und darauf machte Susa Bobke ausdrücklich aufmerksam – komme es beim Beruf des Kraftfahrzeugmechatronikers längst nicht mehr nur auf körperliche Stärke an. Viel eher seien inzwischen Computeradministratoren gefordert. Und gerade die jungen Mädchen kämen mit diesen neuen Techniken hervorragend zurecht. Aber inzwischen gilt im Übrigen allgemein: Mangelnde Körperkraft ist für das vermeintlich schwache Geschlecht bei der Berufswahl im Handwerk nur noch nachrangig.

Pannen pflastern ihren Weg
Susa Bobke wollte schon als Teenager eine Ausbildung als Kfz-Mechanikerin machen, aber der Gedanke, dass eine Frau in einer Autowerkstatt arbeitet, war zu dieser Zeit noch undenkbar. Also begann sie ein Germanistik-Studium, bis sie schließlich doch eine Lehrstelle fand und ihre akademische Karriere nur zu gerne an den Nagel hängte.

Seit 19 Jahren ist sie nun Pannenhelferin beim ADAC und einer von fünf weiblichen „gelben Engeln“ in Deutschland. Die täglichen Erlebnisse auf dem Seitenstreifen möchte sie nicht mehr missen und hat sie daher in ihrem Buch aufgeschrieben.

Das neue Buch „Auch ein Mann bleibt manchmal liegen: Profitipps vom Gelben Engel“ wird übrigens im Juli 2012 erscheinen. Susa Bobke hätte ein Titel wie „Pannen pflastern meinen Weg“ eher zugesagt, aber das Buch dürfte auch so seine Käufer finden.