Jeder zweite gewerbliche Zulieferer in der Region kann seine Kapazitäten zurzeit voll ausschöpfen. Foto: AMH

15.02.2017

Handwerk mit starkem Jahresabschluss

Gut gefüllte Auftragsbücher, eine hervorragende Auslastung und ein sattes Umsatzplus – die Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb blicken auf einen erfolgreichen Jahresabschluss zurück.

„Wir können mit dem abgelaufenen Jahr wirklich zufrieden sein“, kommentiert Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage. Besonders gut ist die Stimmung im Bau- und Ausbaugewerbe und bei den gewerblichen Zulieferern.

Zwei Drittel der befragten Betriebe bewerteten die Geschäftslage im vierten Quartal 2016 mit der Note gut. Der Anteil derer, die sich unzufrieden äußerten, ging im Vergleich zum Vorjahr von 6,6 Prozent auf nunmehr 5,0 Prozent zurück. Der Konjunkturindikator der Handwerkskammer Reutlingen, der Lagebeurteilungen und Erwartungen zusammenfasst, konnte sich im Jahresverlauf von plus 55,9 Punkte auf 61,3 Punkte verbessern.

Trotz allgemeiner Zuversicht stellen sich die Betriebe auf ein etwas langsameres Wachstumstempo ein. Wie im Vorjahr erwarten rund 80 Prozent der Unternehmen eine  zumindest stabile Auftragslage. Mit Zuwächsen rechnen allerdings derzeit nur noch 23,9 Prozent (Vorjahr: 27,7 Prozent). Deutlich skeptischer als vor zwölf Monaten fällt die Umsatzprognose aus. 28,5 Prozent der Betriebe stellen sich auf geringere Einnahmen ein (Vorjahr: 19,8 Prozent), jeder Fünfte erwartet ein Umsatzplus (19,8 Prozent; Vorjahr: 29,2 Prozent).

„Damit bewegen wir uns im Rahmen der saisonalen Schwankungen, die für ein Winterquartal üblich sind“, betont Herrmann. Aufgrund gestiegener Realeinkommen und niedriger Zinsen halten die befragten Betriebe einen Einbruch bei der privaten Nachfrage für eher unwahrscheinlich. Optimistisch sind auch die gewerblichen Zulieferer gestimmt. Nach zwei schwächeren Quartalen zu Jahresbeginn rechnen mittlerweile rund 70 Prozent der Metall- und Elektrobetriebe mit guten Geschäften.

Unverändert gut läuft es für die Bau- und Ausbaubetriebe, die gemeinsam mit den gewerblichen Zulieferern das Spitzentrio bilden. Sechs der acht Handwerksgruppen liegen mit ihren Lagebeurteilungen über den Vergleichswerten des Vorjahres. Nur die Gesundheitshandwerker und die Friseure, Maßschneider und Fotografen bleiben unter dem Vorjahresniveau. Eine ähnliche Verteilung zeigt sich bei den Erwartungen. Neben dem Kfz-Gewerbe sind es wiederum die Dienstleistungsbetriebe, die sich vergleichsweise skeptisch äußerten. Alle anderen Branchen erwarten bessere Geschäfte als vor einem Jahr.

Was von den Prognosen übrig bleibe, werde sich zeigen, meint Herrmann. Denn die Unsicherheit habe angesichts des Ausstiegs der Briten aus der Europäischen Union, der Ankündigungen des neuen US-Präsidenten oder der Wahlen in der Eurozone deutlich zugenommen. „Der Brexit oder ein wiedererstarkter Protektionismus bliebe nicht ohne Folgen für das regionale Handwerk. Über die konkreten Auswirkungen kann man aber zurzeit nur spekulieren.“ Von einer allgemeinen Verunsicherung der Unternehmen sei nichts zu spüren, so Herrmann.

Die 13.700 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 8,6 Milliarden Euro, beschäftigen 76.000 Mitarbeiter und bilden 5.000 junge Menschen aus.