05.11.2009

Handwerker halten Lehrstellenzahl stabil

Der Ausbildungsmarkt ist im Krisenjahr 2009 von größeren Einbrüchen verschont geblieben. In den ersten zehn Monaten des Jahres wurden bei der Handwerkskammer Reutlingen 2198 neue Lehrverträge gemeldet. Dies entspricht einem Rückgang von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rainer Neth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, wertet dieses Ergebnis dennoch als überaus positives Signal: „Die Betriebe machen auch in schwierigen Zeiten keine Abstriche bei der Ausbildung.“

Mit 742 neuen Lehrverträgen steuern die Elektro- und Metallbetriebe nach wie vor rund ein Drittel aller Ausbildungsplätze im Kammerbezirk bei. Ihnen folgt die Berufsgruppe Bau und Ausbau, auf die 460 Ausbildungsverträge entfallen. Die Differenz im gewerblichen Bereich beträgt -5,8 Prozent zum Vorjahr, während im kaufmännischen Bereich die Zahl der Ausbildungsverträge um 1,4 Prozent gestiegen ist. Deutliche Zuwächse verzeichnen die Bekleidungsbetriebe (16,7 Prozent) und die sonstigen Gewerbe, wie zum Beispiel Speiseeishersteller, Bestatter und Kosmetiker (37,9 Prozent).

Einen Rückgang verzeichnet die Handwerkskammer bei den Ausbildungsplätzen, die im Rahmen des Ausbildungspaktes neu eingeworben wurden. 277 neue Lehrstellen waren es in diesem Jahr (2008: 314). Allerdings kamen in diesem Jahr 250 Handwerksbetriebe neu hinzu, die erstmals oder nach längerer Pause wieder eine Lehrstelle anbieten. Deutliche Zuwächse weist die Kammerstatistik beim Angebot an Einstiegsqualifizierungen (EQJ) für Schulabgänger aus. 60 Plätze wurden bislang eingeworben, die Zahl der abgeschlossenen EQJ-Verträge stieg um ein Drittel auf 46.

Sinkende Bewerberzahlen

Nach Neths Einschätzung lässt sich der Rückgang der Lehrstellen im gewerblichen Bereich nicht allein mit der konjunkturellen Lage einiger Branchen begründen. Während vor allem die Elektro- und Maschinenbauer und Ausrüster, die als Zulieferer für die Industrie arbeiteten, sich noch mitten in der Krise befänden, profitierten die Bau- und Ausbauhandwerker zurzeit von den Konjunkturmaßnahmen und Förderprogrammen für energetische Sanierungen.

Dass diese Betriebe trotz guter Auftragslage weniger ausbilden, führt Ausbildungsexperte Neth auf zwei Ursachen zurück. Die Qualifikation der Bewerber ist eine davon. „Wenn grundlegende Kenntnisse in Deutsch oder Mathematik fehlen, verzichten manche Betriebe mittlerweile lieber darauf, einen Lehrling auszubilden.“ Zugleich mache sich der demografische Wandel nun auch auf dem Lehrstellenmarkt bemerkbar: „Wir haben spürbar weniger Schulabgänger und damit weniger Bewerber als früher“, betont Neth.

Die Folge ist, dass es für die Betriebe immer schwieriger wird, die bereitgestellten Ausbildungsplätze mit geeigneten Jugendlichen zu besetzen. Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer weist für das laufende Jahr noch 90 Angebote in 69 Betrieben, vom Augenoptiker über den Informationselektroniker bis hin zum Zimmerer, aus. „Wer noch in diesem Herbst eine Lehre beginnen möchte, hat im Gegensatz zu früheren Jahren vergleichsweise gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden“, sagt Neth.

Dies gilt umso mehr für die Schulabgänger des nächsten Jahres. Für den Ausbildungsstart 2010 sind bereits mehr als 500 Angebote gemeldet.

undefinedLehrstellenbilanz zum 31. Oktober 2010

undefinedwww.hwk-reutlingen.de/ausbildung