26.01.2015

Handwerker zuversichtlich ins neue Jahr gestartet

Der vergangene Herbst hat die optimistischen Erwartungen des Handwerks in der Region nicht ganz erfüllt. Der positiven Jahresbilanz tut dies nach Einschätzung von Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, jedoch keinen Abbruch. „2014 war ein rundum zufriedenstellendes Jahr für unsere Betriebe“, fasste er die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage zusammen.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (56,3 Prozent) in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewertete die Geschäftslage im Schlussquartal mit der Note „gut“ (Vorjahr: 62,3 Prozent).  Jeder zwölfte Betrieb (8,6 Prozent) äußerte sich unzufrieden (Vorjahr: 5,6 Prozent). An der positiven Grundstimmung der Betriebe hat sich also nichts geändert. Die Prognosen für den Jahresanfang 2015 fallen zuversichtlicher als vor einem Jahr aus. Über die Hälfte der Befragten rechnen mit einem positiven Geschäftsverlauf in den kommenden Wochen.

„Das Handwerk profitiert vor allem von der anhalten stabilen Binnenkonjunktur“, sagte Herrmann. Inwieweit sich die Krise in der Ukraine auf die Auftragssituation der gewerblichen Zulieferer auswirke, lasse sich noch nicht abschließend beurteilen. Für die Metall- und Elektrobetriebe, die für Industriekunden arbeiten, liefen die Geschäfte zuletzt etwas schwächer.

Leichter Auftragsrückgang

Die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe sind nicht mehr so prall gefüllt wie vor einem Jahr. Der durchschnittliche Bestand liegt bei sieben Wochen, eine weniger als vor zwölf Monaten. Im Bauhandwerk fällt der Rückgang mit fast fünf Wochen überdurchschnittlich hoch aus. Nachdem das Hagelunwetter in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen vom Sommer 2013 den Dachdeckern und Zimmerern eine Sonderkonjunktur beschert hatte, dürften diese Aufträge nun größtenteils abgearbeitet sein. Dennoch liegen die Bauhandwerker mit einem Auftragsbestand von fast zehn Wochen weiterhin deutlich über dem Kammerdurchschnitt.

Die Betriebsauslastung bewegt sich nach wie vor auf hohem Niveau, auch wenn die Werte des Vorjahres nicht mehr erreicht wurden. Rund 60 Prozent der Betriebe arbeiteten zuletzt unter Volllast, jeder siebte Betrieb ging über die Kapazitätsgrenzen hinaus. Zwar haben die Betriebe im vierten Quartal 2014 nochmals zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, allerdings wird sich der Personalaufbau voraussichtlich nicht fortsetzen.

Hohe Investitionsbereitschaft

Unvermindert hoch ist die Investitionsbereitschaft im regionalen Handwerk. Knapp zwei Drittel der Betriebe hat in den vergangenen Wochen neue Maschinen und Ausrüstung angeschafft. Jeder vierte Betrieb hat dabei sein Budget erhöht. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten nichts ändern. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Betriebe, die Investitionen planen, um drei Punkte auf 54,7 Prozent gestiegen.

In nahezu allen Handwerksgruppen fallen die Bewertungen verhaltener aus. Vor allem die Bau- und Ausbaubetriebe sowie das Kfz-Gewerbe liegen deutlich unter den Vorjahreswerten. Mit Indexwerten zwischen plus 48 und plus 60 Punkten befinden sich diese drei Branchen dennoch nach wie vor über dem Kammerdurchschnitt (plus 47,7 Punkte). Einen Stimmungsaufschwung gab es im Nahrungsmittelhandwerk. Die hohen Erwartungen der Metzger, Bäcker und Konditoren an das vierte Quartal haben sich demnach erfüllt. Der Lageindex stieg um fast 20 Zähler auf nunmehr plus 46,7 Punkte. Auch die Dienstleister äußerten sich zufriedener.

Die 13.600 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von acht Milliarden Euro. Sie beschäftigen 72.000 Mitarbeiter und bilden 5.000 junge Menschen aus.