02.12.2004

Herbstvollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen

Der Beitrag der Handwerkskammer Reutlingen bleibt auch im Jahr 2005 unverändert. Weitere positive Nachricht: Die Handwerkskammer hat die im Ausbildungspakt geforderten 117 neuen und zusätzlichen Ausbildungsplätze mit 231 deutlich übertroffen. Diese Zahlen nannte Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, in seiner Rede bei der Herbstvollversammlung der Kammer.

"Unser Ziel ist es auch, über die Nachwuchswerbekampagne des baden - württembergischen Handwerks künftig verstärkt mit den Realschulen im Land zusammen zu arbeiten, um mehr Realschulabgänger für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen," so Möhrle.

Dazu müssten aber auch die Lehrer mehr noch als bisher die Komplexität der meisten Handwerksberufe und die damit verbundenen Anforderungen an Auszubildende zur Kenntnis nehmen.

Scharf kritisierte Möhrle die vom Land Baden - Württemberg geplante Kürzung der Zuschüsse zur überbetrieblichen Ausbildung (ÜBA). Das Land habe sich in dem "Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung in Baden-Württemberg" eindeutig zur Förderung und Stärkung der überbetrieblichen Ausbildung verpflichtet. Wenn die Kürzungspläne tatsächlich umgesetzt würden, dann werde der mit dem Land geschlossene "Pakt für Ausbildung" in Frage gestellt.

Handwerksordnung
Möhrle ging auch auf die Auswirkungen der Reform der Handwerksordnung ein: Zwar sei die Zahl der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk angestiegen - allerdings deutlich geringer, als von der Bundesregierung prognostiziert. Möhrle: "Essentielle wirtschaftliche Auswirkungen der Reform sind nicht auszumachen."

Bei den neu eingetragenen Betrieben handele es sich im übrigen selten um tatsächliche Neugründungen. Oft seien lediglich bestehende Tätigkeiten ausgeweitet oder Schwarzarbeit legalisiert worden.

Vor allem bestätige sich die von der Kammer vermutete "Dequalifizierungsspirale": Rund 80 Prozent der neu eingetragenen Betriebsinhaber bei den zulassungsfreien Handwerken könnten keine ausreichende Qualifikation nachweisen.

Entgeltpolitik der Banken
Möhrle kritisierte außerdem die Entgeltpolitik der Banken, wonach offensichtlich Bereitstellungszinsen für Kontokorrentkredite, Kreditprüfungsgebühren oder Plausibilitätserklärungen von Steuerberatern eingefordert werden sollen. Solche Maßnahmen würden die Finanzierungskosten der Betriebe nachhaltig erhöhen.

In diesen Zusammenhang passe auch eine Untersuchung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), wonach mehr als ein Drittel der befragten Handwerksbetriebe mit den Leistungen ihres Hauptinstitutes nicht zufrieden seien.

Ein weiteres Thema im Zusammenhang mit Liquiditätsfragen war die Forderung Möhrles an die Bundespolitik, die Umsatzsteuer von Soll- auf Ist-Besteuerung umzustellen. Möhrle: "Warum müssen unsere Betriebe eigentlich die Umsatzsteuer schon mit der Rechnungsstellung abführen, während sie selbst Wochen, vielleicht Monate warten, bis diese Rechnung bezahlt wird?"

Eine Umstellung auf Ist-Besteuerung würde die Liquidität der Betriebe erheblich stärken und den Staat würde sie nichts kosten. Es sei eigentlich nicht nachvollziehbar, dass sich Herr Eichel ziere, denn durch eine Umstellung der Umsatzsteuer könne er zumindest einen Teil des durch Umsatzsteuerbetrug bewirkten gigantischen Verlustes wieder herein holen.

Keine Beitragserhöhung
Der Beitrag der Handwerkskammer Reutlingen bleibt auch im Jahr 2005 - also seit nunmehr fünf Jahren - unverändert, obwohl das Gesamtaufkommen durch die in der novellierten Handwerksordnung vorgesehene Privilegierung von Existenzgründern und die Kleinbetriebsregelung geschmälert wird.

Die Kammer müsse daher, so Hauptgeschäftsführer Roland Haaß, parallel zu der leistungs- und kundenorientierten Neuausrichtung ihrer Dienstleistungen und trotz aller Kosten sparenden Konsequenzen weiterhin Antworten und Strategien für die Zukunft entwickeln.

Die vollständige Rede von Präsident Joachim Möhrle finden Sie hier.