09.12.2005

Licht und Schatten

„Die Handwerkskammer Reutlingen hat auch in diesem Jahr die Anforderungen des Ausbildungspaktes – nämlich 117 neue Ausbildungsplätze und 98 neue EQJ-Plätze (EQJ = Einstiegsqualifizierung Jugendlicher) bereit zu stellen - mehr als deutlich erfüllt.

Bis Ende November 2005 ist es gelungen, 213 Handwerksbetriebe für die Ausbildung neu hinzu zu gewinnen, die 258 Ausbildungsplätze bereitgestellt haben. Davon wurden 70 Lehrstellen allein durch die durch das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg geförderte Lehrstellenwerberin eingeworben.

Dennoch wird die Handwerkskammer Reutlingen voraussichtlich einen leichten Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen hinnehmen müssen. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist von 2271 im Vergleichsmonat des Jahres 2004 auf 2205 im Jahr 2005 zurückgegangen; das entspricht einem Minus von 2,9 Prozent.

Auf die Landkreise im Kammerbezirk verteilt sich diese Entwicklung wie folgt:

20052004+ / -
Freudenstadt304297+ 2,4 %
Reutlingen702726- 3,3 %
Sigmaringen349390- 10,5 %
Tübingen467435 + 7,4 %
Zollernalb383423- 9,5 %
SUMME22052271- 2,9 %

Allerdings sind für das Jahr 2005 immer noch 55 freie Lehrstellen in der Internetlehrstellenbörse der Kammer aufgelistet (www.hwk-reutlingen.de/ausbildung). Die Handwerkskammer hatte im Jahr 2005 dreimal rund 8900 ausbildungsberechtigte Handwerksbetriebe angeschrieben; für den Januar 2006 ist das nächste Rundschreiben geplant.

Die Handwerkskammer Reutlingen weist allerdings Äußerungen von DGB, Verdi und IG Metall zur Lehrstellensituation entschieden zurück. Die Kammern haben weder ‚Jubelgesänge’ angestimmt, noch irgendwelche Zahlen ‚schön gerechnet’. Es ist unbestritten, dass nicht alle Jugendlichen eine Lehrstelle finden. Die Gewerkschaften verschließen aber offensichtlich die Augen davor, dass viele nicht ausbildungsfähige Jugendliche vor allem deshalb keinen Ausbildungsplatz finden, weil die Anforderungen auch in den meisten der mehr als 100 Handwerksberufe inzwischen deutlich angestiegen sind.

Darüber hinaus überlegen sich viele Handwerksbetriebe auf Grund der schwachen Binnenkonjunktur sehr genau, ob sie einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen. Bei dem Rückgang der Ausbildungszahlen ist außerdem zu berücksichtigen, dass auch in diesem Jahr 75 Betriebe - darunter auch größere Ausbildungsbetriebe - insolvent geworden sind.

Eine Ausbildungsplatzabgabe wäre deshalb nach wie vor kontra-produktiv, weil sie unter anderem auch die Handwerksbetriebe bestrafen würde, die seit Jahren vergeblich nach geeigneten Auszubildenden suchen.

Informationen im Internet:

www.hwk-reutlingen.de/ausbildung