Ausbildungsmeister Armin Renner führte die Jugendlichen durch die Lackierwerkstatt der Bildungsakademie Tübingen.

Ausbildungsmeister Armin Renner führte die Jugendlichen durch die Lackierwerkstatt der Bildungsakademie Tübingen.

28.06.2010

Ohne Mathe geht es nicht

50 Schülerinnen und Schüler der Freien Evangelischen Schule Reutlingen und der St.-Wolfgang-Schule Reutlingen haben sich in der Bildungsakademie Tübingen über Handwerksberufe informiert und dabei auch einiges darüber erfahren, was Betriebe von ihren Bewerbern erwarten.

Mehr als 100 Ausbildungsberufe gibt es im Handwerk, zehn davon wurden in den Werkstätten der Bildungsakademie vorgestellt.  Zehn Jugendliche, sechs Mädchen und vier Jungen, begannen ihre Besuchstour im Friseursalon. Worauf es in diesem Beruf ankommt, erläuterte Friseurmeisterin Maria Kandili-Bierbaum: „Kreativität und Sinn für Schönheit sind wichtig, Mathematik und Chemie sind es genauso.“ Schließlich müssten beim Haare färben mehrere Bestandteile in das richtige Mischungsverhältnis gebracht werden, um den gewünschten Farbton zu erzielen. Eine Aussage, die manchen Jugendlichen mit Blick auf die eigene Mathematiknote ins Grübeln brachte.

Auch Kraftfahrzeug-Meister Norbert Krauß griff das unbeliebte Thema auf: „Mathe ist für Kraftfahrzeugmechatroniker Pflicht.“ Die Arbeit mit Messinstrumenten und Formeln gehöre heute zum Berufsalltag. Allerdings sollten Hauptschüler sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen, auch wenn sie „vielleicht etwas mehr tun müssen.“ Seine Empfehlung: „Schaut Euch verschiedene Berufe an und entscheidet danach, was Euch am besten liegt.“

Für Birgit Vogelsang, Lehrerin an der St.-Wolfgang-Schule, gehören die Werkstattbesuche in der Bildungsakademie zur Routine: „Wir bieten diesen Termin einmal pro Jahr an.“ Das Handwerk sei ein wichtiger Partner in der Berufsorientierung, um Jugendliche an die Praxis heranzuführen und den Start in den Beruf zu erleichtern. Seit kurzem unterhält die Schule eine Bildungspartnerschaft zur Vollkornbäckerei Berger in Reutlingen. „Viele Jugendliche haben die einwöchigen Praktika, die im März und Mai auf dem Lehrplan standen, in einem Handwerksbetrieb absolviert.“

Zum Beispiel Mario Wilske. Der 15-Jährige hat sich bereits zwei Handwerksberufe näher angesehen. Die Praktika in einem Friseurbetrieb und einer Kfz-Werkstatt seien „gut gelaufen“. Doch seinen Ausbildungsberuf hat noch nicht gefunden. Mario will sich deshalb weiter umschauen und noch weitere Berufe kennen lernen. „Im Sommer mache ich ein Praktikum bei einem Raumausstatter.“

Stefan Maier, Leiter der Bildungsakademie Tübingen, will die Jugendlichen ermutigen, selbst aktiv zu werden. „Die Werkstattbesuche sollen Einblicke in verschiedene Handwerksberufe geben und natürlich auch anregen, es einfach mal zu probieren.“ Allerdings sollte man die Schulnoten im Blick behalten, riet Maier: „Die Noten in Deutsch, Mathematik und die beiden Kopfnoten schauen sich Chefs ganz sicher an.“