21.04.2004

Regionale Wirtschaft drängt auf Verbesserungen im Kleinen

Die gemeinsame Verkehrsumfrage 2004 der beiden Reutlinger Wirtschaftskammern hat einmal mehr gezeigt, dass die großen verkehrspolitischen Probleme - vor allem der Ausbau der B27 - in der Region Neckar-Alb schnellstens angepackt werden müssen, damit wenigstens auf lange Sicht Lösungen absehbar werden.

Daneben brachte die Umfrage aber auch zahlreiche Ärgernisse ans Licht, die Vielfahrer täglich unnötig Zeit und Nerven kosten, obwohl sich vielleicht ein guter Teil mit wenig Aufwand beheben ließe.

Als einen ersten Erfolg wertete Helmut Barth, Vorsitzender des IHK-Verkehrsausschusses, bei der öffentlichen Präsentation der Umfrageergebnisse die hervorragende Resonanz. Insgesamt benannten die Teilnehmer rund 640 Problemstellen in den drei Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb.

"255 Unternehmer und berufliche Vielfahrer dazu zu motivieren, ihre Eindrücke in kleinen Stellungnahmen zu Papier zu bringen, das ist schon etwas", so Barth. Die Antworten zeigten, dass die Verkehrssituation in der Region Neckar-Alb nach wie vor ein heißes Thema von breitem öffentlichen Interesse sei, das mit höchster Priorität auf die Tagesordnungen der Entscheidungsgremien in Politik und Verwaltung gehöre, erklärte Barth.

Die Auswertung der Bögen brachte einige lokale Problemschwerpunkte hervor, so bemängelten zum Beispiel viele Teilnehmer die stumpfen und damit recht gefährlichen Einfahrten zur B 312 in der Nähe von Metzingen und auch Metzingens nur halb fertig gestellte Ortsumfahrung. Zahlreiche Nennungen vereinte auch Reutlingens "Rote Welle" auf sich.

Andere gleich geartete Mängel machen den Befragten in verschiedenen Städten und Gemeinden der Region zu schaffen: So erzeugen vielerorts Omnibusse, denen keine Haltebuchten zur Verfügung stehen, gefährlich unübersichtliche Situationen und lästige Staus. Außerdem beinhalteten zahlreiche Rückmeldungen die Forderung nach konsequenteren Kontrollen von Falschparkern an diversen neuralgischen Punkten.

B27 bleibt Sorgenkind der Region Neckar-Alb

Erwartungsgemäß drehten sich Kritik und Anregungen auf einem großen Teil der zurückgegebenen Fragebögen um das Thema B27, das bereits seit Jahrzehnten ein Politikum darstellt. Rund 20 Prozent aller Rückmeldungen befassten sich mit dem Ausbau dieser für die gesamte Region bedeutenden Verkehrsachse.

Die auf Bundesstraßen bezogenen Problemnennungen zeigen ein noch deutlicheres Bild: Über die Hälfte beschäftigt sich allein mit der B27. Da mit dem baldigen Bau des Schindhautunnels nicht zu rechnen sei - selbst bei rascher Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplanes, unverzüglicher Aufnahme der noch nötigen Planungen und schneller Bauaufnahme fahre mit Sicherheit kein Auto vor 2015 durch den Tunnel - sei es umso wichtiger, die B 27 durch kleine Maßnahmen für einen reibungslosen Verkehrsfluss zu rüsten, sagte Barth.

Einige relativ zügig umsetzbare Vorschläge dazu lieferten auch die Umfrageteilnehmer: So regte ein Vielfahrer an, in Ortschaften wie Ofterdingen, die bereits über eine Unterführung verfügen, auf Linksabbiegerspuren zu verzichten. Für die Ampelschaltungen am Tübinger Ortseingang aus Richtung Stuttgart, die viele der Befragten als Stauursache kritisierten, lasse sich mit Unterstützung der Stadt sicher ebenfalls eine Verbesserung erreichen, gab Barth einen konkreten Ausblick auf die weitere Vorgehensweise.

Kommunen, Kreise und Regierungspräsidium sind nun gefragt

Aus den Umfrageergebnissen haben die Wirtschaftskammern einen Katalog zusammengestellt, den sie den Kommunen, Landkreisen und dem Regierungspräsidium vorlegt. "Die Straßenplaner der Öffentlichen Hand sind nun gefragt. Nur dort lässt sich prüfen, ob eine Lösung der angegebenen Probleme sinnvoll und machbar ist", wies Barth klar die Zuständigkeiten zu.

Weiterhin stellte er klar, dass die Umfrage eine Vielzahl subjektiver Einzelmeinungen zusammenfasse. Für viele Probleme gebe es sicher eine einfache, elegante Lösung. Barth zeigte sich zuversichtlich, dass die Umfrage bald viele spürbare Verbesserungen anstoßen wird. Allerdings bestünden für einige vermeintliche Schikanen auch gute Gründe so beispielsweise im Fall der Reutlinger Ringelbachstraße, die aufgrund hoher Unfallzahlen in eine - oft kritisierte - Tempo 30 Zone umgewandelt wurde. "Bei solchen Entscheidungen kommt es darauf an, die Öffentlichkeit über die durchaus berechtigten Gründe zu informieren und somit Aufklärungsarbeit zu leisten", forderte Barth mehr Transparenz bei der Verkehrsplanung ein.