Roland Haaß, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Günther H. Oettinger, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg und Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen (v.l.n.r.).

23.11.2006

Rückgang bei Meisterzahlen gestoppt

Der Rückgang bei den Meisterzahlen der vergangenen Jahre konnte 2006 gestoppt werden.

Das berichtete Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, bei der diesjährigen Meisterfeier vor rund 850 geladenen Gästen in der Reutlinger Friedrich-List-Halle. Festredner war in diesem Jahr Ministerpräsident Günther H. Oettinger.

Möhrle forderte die 268 neuen Meisterinnen und Meister auf, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen - das sei eine der Voraussetzungen dafür, dass es mit unserem Land weiter aufwärts gehe. Die 36 Frauen und 232 Männer hätten jedenfalls mit Ihrer Weiterbildung bewiesen, dass Sie an die Zukunft glaubten.

Wie wichtig die Meister seien, das führte Möhrle am Beispiel der Berufsausbildung aus: „Das Land braucht Handwerksmeister, damit weiterhin Jugendliche ausgebildet werden.“ An der Ausbildungsquote des Handwerks müssten sich zum Beispiel die im DAX notierten Aktiengesellschaften messen lassen - dann müsse man nicht mehr über Lehrstellenprobleme reden.

Möhrle fragte auch nach den Konsequenzen, wenn sich immer mehr Betriebe dem entziehen wollten, was tendenziös mit dem Wort „Meisterzwang“ beschrieben werde. Möhrle: „Die überwiegende Zahl der Betriebe, für deren Gründung keine Meisterprüfung mehr erforderlich ist, bildet jedenfalls nicht aus. War es das, was der Gesetzgeber gewollt hat? Gewiss nicht.“

Auf der anderen Seite gebe es leider viele Schüler, die noch nicht ausbildungsreif seien. Hier sei - neben den Eltern - auch das Land Baden-Württemberg gefordert, um die Ausbildungsreife der Schulabgänger zum Beispiel durch individuelle Förderung zu verbessern.

Möhrle kritisierte auch die von der Bundesregierung geplante Gesundheitsreform. Nach seiner Meinung verfehle sie ihr Ziel: „Die Beiträge steigen, es bleibt bei der Belastung der Löhne mit viel zu hohen Lohnzusatzkosten.“

Besonders die Gesundheitshandwerker seien hart von den Reformplänen betroffen. Sie könnten durch das geplante K.O.-Ausschreibungsmodell die existenznotwendige Kassenzulassung und damit das Recht auf ihre Berufsausübung verlieren.

Möhrle: „Die Konsequenzen wären gravierend. Viele Betriebe würden vom Markt verschwinden, tausende Arbeits- und Ausbildungsplätze vernichtet. Das ist wohl etwas, was den meisten Gesundheitspolitikern nicht bewusst ist. Anders kann ich mir diese Entscheidung nicht erklären.“

Zum Abschluss appellierte Möhrle an die jungen Meisterinnen und Meister: „Machen Sie sich selbständig, überlegen Sie sich, ob Sie nicht einen bestehenden Betrieb übernehmen können.“ Bei den Beratern der Handwerkskammer Reutlingen könnten sie sich informieren und einen guten Service in Anspruch nehmen, der zudem kostenlos sei.

Öffnet einen internen Link im aktuellen FensterBilder von der Meisterfeier finden Sie hier.