28.10.2004

Schwer kalkulierbare Zukunft

Die konjunkturelle Entwicklung im Handwerk ist für viele Unternehmer schwer kalkulierbar geworden. Zwar beschreibt ein Viertel der Betriebe die Geschäftslage als gut, die gleiche Anzahl meldet eine schlechte Geschäftslage. Der größte Anteil liegt jedoch bei den Unentschlossenen, die keine Prognose wagen. Das ergab eine Umfrage bei repräsentativ ausgewählten Handwerksbetrieben in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb.

Wie in dem heute erstmals vorgelegten Mittelstands-Index auch, ist eine spürbare und nachhaltige Steigerung der binnenwirtschaftlichen Dynamik weiterhin nicht zu erkennen. Die von den verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten gemeldete positive Entwicklung des Außenhandels spiegelt sich daher auch lediglich in den Einschätzungen des Metallgewerbes wieder, der mit rund 3900 Betrieben stärksten Gruppe unter den 12 000 Betrieben im Kammerbezirk.

Nahezu die Hälfte der Metall- und Elektrobetriebe meldet eine gute Geschäftslage, die sich im kommenden Quartal auf diesem Niveau einpendeln wird. Konkret bedeutet dies, dass lediglich mit gleichbleibenden bzw. leicht sinkenden Auftragseingängen gerechnet wird. Auf die Investitionsneigung hat diese Entwicklung jedoch immer noch keinen Einfluss.

Erfreulich ist allerdings, dass über 15 Prozent dieser Betriebe ein Plus bei den Beschäftigtenzahlen melden. Die Beschäftigtenzahl ist - mit Ausnahme der Dienstleistungshandwerke - insgesamt leicht angestiegen, woran sich auch im laufenden Quartal nichts Wesentliches ändern soll.

Saisonal bedingt ist die vergleichsweise gute Einschätzung der Geschäftslage im Ausbau- und Bauhilfsgewerbe, die in ihren Grundzügen der des Vorjahres entspricht. Auch für das laufende Quartal wird keine wesentliche Veränderung erwartet.

Anders sieht es jedoch im Bauhauptgewerbe aus. Die Geschäftslage wird von Handwerksbetrieb zu Handwerksbetrieb unterschiedlich eingeschätzt, und auch die Prognosen sind sehr zurückhaltend. Der Grund hierfür dürfte darin zu sehen sein, dass die Aufträge entgegen den Erwartungen zurück gegangen sind und die weitere wirtschaftliche Entwicklung von den Betrieben offensichtlich nicht eingeschätzt werden kann.

Vor dem gleichen Problem steht das Kfz-Gewerbe. Der Auftragsbestand ist zurück gegangen, darüber hinaus wird ein weiterer Rückgang erwartet. Wie uneinheitlich innerhalb dieser Branche die Geschäftslage ist, zeigt die Einschätzung der Geschäftslage: Jeder sechste Betrieb meldete eine gute, aber ebenfalls jeder sechste Betrieb meldete eine schlechte Geschäftslage. Vergleichbares gilt für die Investitionsneigung, und zwar durch alle Gewerbegruppen hindurch.

Bei den Nahrungsmittelhandwerken zeichnete sich eine im Wesentlichen positive Entwicklung ab, die sich auch für das laufende Quartal fortsetzen soll. Negativ wirken sich auch die gestiegenen Einkaufspreise nicht aus, obwohl sie nicht auf die Verkaufspreise umgelegt werden sollen.

Deutlich negative Zahlen melden die Dienstleistungshandwerke: Jeder dritte Betrieb meldet eine schlechte Geschäftslage. Gleiches gilt für die Gewerbe für den gehobenen Bedarf, die auch für das laufende Quartal keine Verbesserung erwarten.

An der Umfrage beteiligte Berufe:BaugewerbeMaurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Straßenbauer, GerüstbauerAusbau- und BauhilfsgewerbeFliesen-, Platten- und Mosaikleger, Stuckateure, Maler und Lackierer, Metallbauer, Klempner, Installateur und Heizungsbauer, Elektroniker, Tischler, Raumausstatter, GlaserMetallgewerbeFeinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Landmaschinenmechaniker, Kälteanlagenbauer, ChirurgiemechanikerKraftfahrzeuggewerbeKarosserie- und Fahrzeugbauer, KraftfahrzeugtechnikerNahrungsgewerbeBäcker, Fleischer, KonditorenDienstleistungshandwerkeInformationstechniker, Augenoptiker, Zahntechniker, Friseure, Textilreiniger, Gebäudereiniger, Fotografen, SchuhmacherGewerbe für den gehobenen BedarfGoldschmiede, Uhrmacher, Kürschner, Damen- und Herrenschneider(= 37 von 94 Handwerksberufen; das sind 92 Prozent aller Vollhandwerksbetriebe in 76 Prozent aller Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg)