22.07.2013

"Tech-Fans" wissen mehr

Werkstattbesuch statt Chorprobe, Bewerbertraining statt Kletter-AG – 24 Realschülerinnen und -schüler aus Tübingen haben sich für ein etwas anderes Zusatzangebot entschieden. Berufswahlkompass Metall heißt das erstmalig durchgeführte Projekt.

Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse an Realschulen.  Ziel ist es, Jugendlichen praktische Orientierungshilfen und eine langfristige Begleitung bei der Berufswahl zu geben. Auf dem Programm stehen Eignungs- und Kompetenztests, Betriebsbesichtigungen in metallverarbeitenden Betrieben und die individuelle Unterstützung in der Bewerbungsphase. Finanziert wird das Projekt von der Bundesagentur für Arbeit, dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V., Südwestmetall, und den beteiligten Unternehmen.

Einblicke in die Praxis

Zu denen zählt die Stiel GmbH in Tübingen. Der Fachbetrieb für Klima- und Kältetechnik ist seit dem Projektstart dabei. Weitere Partner sind die Walter AG und die Erbe Medizintechnik GmbH, also international tätige Industrieunternehmen, sowie das Mössinger Autohaus Karl Müller GmbH & Co. KG. Über einen Mangel an Bewerbungen kann Geschäftsführer Walter Walz eigentlich nicht klagen. Die Auswahl sei gut. Ihm geht es um einen anderen Punkt: „Mir liegt viel daran, dass Jugendliche gut ausgebildet werden.“

An diesem Tag sind Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Schule und der Albert-Schweitzer-Realschule in zwei Gruppen im Betrieb unterwegs. Während ein Teil der Mädchen sich im Schulungsraum über das Berufsbild des Kälteanlagenbauers informiert, fertigen die anderen ein Werkstück. Die einzelnen Aufgaben: Kupferrohre biegen, Teile löten, bohren und entgraten. Die Ergebnisse, ein Metallständer fürs Handy und ein Schlüsselanhänger, dürfen die Teilnehmerin mit nach Hause nehmen.

Elternabend im Betrieb

Projektleiterin Kerstin Beck von der BBQ Berufliche Bildung gGmbH in Reutlingen ist mit dem Auftakt zufrieden. „Die Resonanz in den Schulen war gut.“ Es handele sich um eine Ergänzung der schulischen Berufsorientierung, die außerhalb des Unterrichts angesiedelt sei. Disziplin sei dennoch gefragt. „Jeder Jugendliche musste sich verpflichten, ein Jahr lang mitzumachen“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Darüber hinaus sollen auch die Eltern eingebunden werden. Geplant sind Infoabende in den Betrieben und Sprechstunden. In den nächsten Monaten sollen weitere Betriebe als Partner gewonnen werden.

Zum Konzept zählt auch, dass Mädchen und Jungen getrennt voneinander arbeiten, als „Girls go Tech“ und „Tech-Fans“. Die Schülerinnen sollen sich möglichst ohne Scheu mit den vermeintlich typischen Männerberufen im Elektro- und Metallbereich vertraut machen können.

Praktische Anleitung erhalten die Mädchen von Maren Schneider. Die Meisterin im Kälteanlagenbauer-Handwerk ist für die Ausbildung im Betrieb zuständig. Heute gibt sie, unterstützt von den drei Lehrlingen, eine kurze Einführung in Metallbearbeitung. Biegen, löten, bohren – für die meisten Mädchen ist das Neuland. Ihr Eindruck: „Einige sind recht schüchtern. Manche trauen sich was.“

Informationen zum Berufswahlkompass Metall - BBQ Reutlingen

www.kaelte-stiel.de