Der Alterssimulationsanzug verändert Beweglichkeit, schränkt Sichtfeld und Gehör ein. Baubürgermeister Cord Soehlke probierte es in Alltagssituationen aus.

17.06.2013

Tübinger Siegel "60+" als Erfolgsmodell

Über 100 Innungsbetriebe aus dem Landkreis Tübingen werben mit dem Siegel „Fachbetrieb für Seniorenfreundliche Handwerksleistungen 60+“. Initiatoren des Projekts sind die Kreishandwerkerschaft und der Kreisseniorenrat.

„Habt Ihr in diesem Bereich etwas?“ Mit dieser Frage wandte sich Hans-Jürgen Stiller, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Tübingen, im Jahr 2006 an die  Kreishandwerkerschaft. Gemeint waren qualifizierte Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten sind – und die Bereitschaft, dieses Neuland gemeinsam mit den Handwerkern zu betreten.

Aus diesem Kontakt entstand die Zertifizierung zum „Fachbetrieb 60+“. Voraussetzungen ist die Teilnahme an einer Einführungsveranstaltung und regelmäßigen Fortbildungen. Die Betriebe verpflichten sich auf die Einhaltung von Qualitätsstandards und sind bereit, sich laufend von Kunden bewerten zu lassen. Die Auswertung übernimmt der Kreisseniorenrat.

Etablierte Marke

Neben der einwandfreien Ausführung komme es den älteren Kunden auf weitere Kriterien an, fasste Kreishandwerksmeister Gebhart Höritzer die Erfahrungen vor Pressevertretern zusammen: „Technik muss unkompliziert bedient werden können.“ Pünktlichkeit, eine stressfreie Atmosphäre und eine saubere Durchführung seien Pflicht.


Das Siegel „60+“ ist längst zum Vorbild für andere geworden ist. Bislang haben sechs Kreishandwerkerschaften im Land das Tübinger Modell samt eingetragenen Markenzeichen übernommen. Ob weitere hinzukommen, steht offen. Allein im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen werden zurzeit drei verschiedene Siegel vergeben. Der landeseinheitliche Standard fehle, bedauert Höritzer.

Kein Auftrag wie jeder andere

Zumal der „Seniorenmarkt“ schnell wächst. „Wir stehen vor eine großen Herausforderung, die schnell kommt“, unterstrich Baubürgermeister Cord Soehlke. Mit dem demografischen Wandel veränderten sich auch die Anforderungen an den städtischen Raum. Soehlke nannte als Arbeitsschwerpunkte die Mobilität und die Nahversorgung in den einzelnen Quartieren – vom Lebensmittelhändler bis hin zur sozialen und kulturellen Infrastruktur.

Hans-Jürgen Stiller verwies auf den zunehmenden Pflegebedarf. Die Pflege im häuslichen Umfeld sei häufig nur dank technischer Einrichtungen möglich. „Technik für Alte“ müsse gewartet und Instand gehalten werden. Hier wachse ein neues Geschäftsfeld. Allerdings dürfe die soziale Seite nicht aus dem Blick geraten, betonte Stiller: „Der Handwerker bringt ein Stück Welt ins Haus.“ Er sollte auch Zeit für eine Tasse Kaffee und ein Gespräch mitbringen.

Kreishandwerkerschaft Tübingen