Rund 60 Handwerkerinnen und Handwerker informierten sich über Finanzierungsstrategien in schwierigen Zeiten.

16.05.2009

Von der Vermeidung des K-Wortes

„Jetzt sollen die also über mein Schicksal entscheiden, die die Krise verursacht haben?“ Der Unmut einiger Handwerker über milliardenschwere Rettungsschirme für Banken und Großbetriebe wurde in der Bildungsakademie der Handwerkskammer Reutlingen deutlich geäußert. Dabei sollte das K-Wort eigentlich gar nicht fallen: Aber auch wenn die Veranstaltung freundlich mit „Finanzierungsstrategien in schwierigen Zeiten“ umschrieben war – die Krise ist auch im Handwerk angekommen.

Den Stand der Dinge machte zunächst Sylvia Weinhold, Geschäftsbereichsleiterin Unternehmensberatung bei der Handwerkskammer Reutlingen, deutlich: sie informierte zum Einstieg über die repräsentative Umfrage der Kammer, wonach bereits 63 Prozent aller Betriebe die Auswirkungen der Krise verspüren.

Mit 74 Prozent sind die größeren Handwerksbetriebe (51 und mehr Mitarbeiter) am stärksten betroffen, und es sind insbesondere die Gewerke für den gewerblichen Bedarf, die die Krise mit 78 Prozent am deutlichsten spüren.

Die strengeren Vorgaben der Banken treffen jetzt vor allen Dingen auch solche Betriebe, die in den vergangenen Jahren exzellente Ergebnisse vorweisen konnten und die zu den Top-Kunden der Banken gehörten – aber das Rating hat sich inzwischen insgesamt verschlechtert, so dass auch sie jetzt mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie diejenigen, die schlecht gewirtschaftet haben.

Aber es gehe nicht darum, so Weinhold, den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr müsse nach Mitteln und Wegen gesucht werden, um aus der Krise möglicherweise sogar gestärkt hervorzugehen. Welche Möglichkeiten es hier gibt, das erläuterte Dirk Walker, Unternehmensberater bei der Handwerkskammer Reutlingen. Er gab einen umfassenden Überblick über die aktuellen öffent­lichen Förderprogramme.

Wichtigste Botschaft: Das Beratungsangebot für Unternehmer wurde deutlich ausgebaut, und über die Förderprogramme ist es jetzt möglich, mit ‚teuren’ Experten – die aus finanziellen Gründen in der Regel von kleineren Betrieben nicht in Anspruch genommen werden können – gemeinsam Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Diese Experten sind neben den Beratern der Handwerkskammer auch notwendig – denn prinzipiell gilt bei allen Fördermaßnahmen das Hausbankprinzip, und es empfiehlt sich, gut vorbe­reitet zur Bank zu gehen.

Als Experte konnte Eberhard Wienold über das breit gefächerte Leistungsspektrum der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg informieren. Der Unternehmensberater und ehemalige Bankvorstand Werner Walz schließlich konnte den Handwerkerinnen und Handwerkern mit seinem Insiderwissen zahlreiche praktische Tipps geben.