Konjunkturindikator 3/2011

Gefüllte Auftragsbücher, gut ausgelastete Kapazitäten und zahlreiche neue Stellen - das Handwerk in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb konnte im Sommerquartal nochmals zulegen.

05.10.2011

Von Krise keine Spur

Alle reden von der Krise. Das Handwerk nicht. Die Mehrheit der Unternehmen zeigt sich mit der aktuellen Geschäftslage rundum zufrieden. Auch was die Aussichten angeht, überwiegt die Zuversicht. Viele Handwerker wollen in den kommenden Monaten in neue Maschinen und Anlagen investieren. Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, sieht denn auch keinerlei Anlass für Pessimismus: „Die Grundstimmung im Handwerk ist nach wie vor optimistisch.“

Gefüllte Auftragsbücher, gut ausgelastete Kapazitäten und zahlreiche neue Stellen – das Handwerk in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb konnte im Sommerquartal nochmals zulegen. Nach einer repräsentativen Umfrage der Handwerkskammer bewerten 60,2 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit der Note „gut“. Eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal (50,7 Prozent). Das gleiche Bild ergibt sich bei den Erwartungen der Handwerker. 61,7 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit guten Geschäften. Vor zwölf Monaten lag dieser Wert noch bei 55,6 Prozent. Gleichzeitig blieb die Zahl der Betriebe, bei denen es vergleichsweise schlecht läuft, nahezu unverändert. 8,4 Prozent klagen zurzeit über schwache Geschäfte (Vorjahresquartal: 8,3 Prozent). Die Zahl der Pessimisten, die mit einer Verschlechterung rechnen, stieg im Vergleichszeitraum geringfügig von 5,9 auf 7,2 Prozent. Mit +54,5 Punkten behauptet sich der Saldo der Geschäftserwartungen auf dem hohen Niveau des Frühjahrs 2011.

Betriebe investieren auf hohem Niveau

Rund 80 Prozent der Handwerker rechnen mindestens mit einer stabilen Auftragslage, eine knappes Drittel (32,6 Prozent) erwartet eine steigende Nachfrage. Jeder fünfte Betrieb (21,3 Prozent) befürchtet Einbußen. Ähnlich fallen die Umsatzerwartungen aus: acht von zehn Betrieben schließen Umsatzeinbrüche für die kommenden Monate aus, knapp 40 Prozent rechnen mit steigenden Einnahmen. Für das abgelaufene Quartal meldete ein Drittel aller Betriebe (33,6 Prozent) höhere Umsätze. Die Kapazitäten der Betriebe sind gut ausgelastet: 40 Prozent der Betriebe melden einen Auslastungsgrad zwischen 80 und 100 Prozent. Jeder achte Betrieb liegt sogar darüber, 50 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Ein wichtiger Stimmungsindikator ist die Investitionsbereitschaft. 60 Prozent der Handwerker planen Investitionen in den kommenden Monaten. Die Zahl derer, die ihre Investitionen erhöhen wollen, ist gegenüber dem Vorjahresquartal von 17,6 auf 21,4 Prozent gestiegen. Insgesamt liegen die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen deutlich über dem Landesdurchschnitt.

„Im Handwerk ist von Rezessionsängsten zumindest bislang nichts zu spüren“, stellt Eisert mit Blick auf die Schuldenkrise im Euroraum und die möglichen Folgen für die Wirtschaft fest. Am besten laufen die Geschäfte zurzeit im Bauhauptgewerbe, im Ausbauhandwerk und bei den Metall- und Elektrobetrieben, die vorwiegend für gewerbliche Kunden produzieren. Vor allem die Zulieferer konnten zuletzt kräftig aufholen. Auf etwas niedrigerem Niveau liegen das Kfz-Gewerbe, die Gesundheitshandwerker, wie etwa Orthopäden und Zahntechniker, und die Nahrungsmittelbetriebe. Einzig das Dienstleistungshandwerk bewertet seine Lage etwas skeptischer als vor einen Jahr. Allerdings liegen auch die Friseure, Schneider und Textilreiniger stabil im positiven Bereich.

„Der Aufwärtstrend wird sich bis zum Jahresende fortsetzen“, erwartet Kammerchef Eisert, „ wenn auch in vermindertem Tempo.“ Dies gelte auch auf den Stellenmarkt. „Nachdem Handwerksbetriebe in den vergangenen Monaten vermehrt neue Mitarbeiter eingestellt haben, wird sich der Personalaufbau etwas verlangsamen.“ Die aktuellen Zahlen: 8,3 Prozent der befragten Betriebe planen mit mehr, 7,0 Prozent planen mit weniger Personal. Das Gros der Handwerker, nämlich 84,7 Prozent, will den erhöhten Personalbestand halten.