25.09.2015

Wie der Generationswechsel gelingt

Mehr als 100 Unternehmer und potentielle Gründer informierten sich gestern in der Technologiewerkstatt Albstadt zum Thema Unternehmensnachfolge. Eingeladen hatten die Handwerkskammer Reutlingen, die IHK und die Kreishandwerkerschaft Zollern-Alb.

„Die Nachfolgeregelung ist ein Prozess und keine zeitpunktbezogene Aktion“, stellte Sylvia Weinhold, Geschäftsführerin Unternehmensberatung der Handwerkskammer Reutlingen, in ihrer Einführung fest. Für einen erfolgreichen Generationenwechsel im Unternehmen sei es erforderlich, möglichst früh in die Planung einzusteigen und die erforderlichen Weichen zu stellen.

Dies gilt umso mehr mit Blick auf die Statistiken: Nur noch etwa 44 Prozent der Unternehmen finden ihren Nachfolger innerhalb der Familie. Jedes vierte Unternehmen wird in einer Notsituation – etwa wegen einer schweren Krankheit, Unfall oder Tod des Inhabers – übergeben. Die wenigsten Betriebe seien ausreichend auf die unternehmerischen, rechtlichen und finanziellen
Konsequenzen vorbereitet, beobachtet Sylvia Weinhold.

Dies bestätigten auch die Juristen Dr. Stefan Seyfarth und Nina Dearth-Crispino von der Kanzlei Völker und Partner, Reutlingen. Sie zeigten auf, welche rechtlichen Aspekte Unternehmer beachten müssen, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.

Gerd Klaiber, Steuerberater aus Balingen, beschäftigte sich in seinem Beitrag mit der steuerlichen und finanziellen Seite der Übergabe. Die gute Nachricht: Übergeber sind nicht wehrlos dem Zugriff durch das Finanzamt ausgesetzt. Um die bestehenden Gestaltungsmöglichkeiten optimal zu nutzen, so Klaiber, sei allerdings eine individuelle Bestandsaufnahme erforderlich. Auch er betonte, dass es absolut notwendig sei, frühzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen und ungünstige Gestaltungen im Unternehmen im Hinblick auf die Nachfolge zu beseitigen.

Die Erfahrungsberichte von Thomas Boss, der 2014 das IT-Haus Schöppler in Albstadt übernommen hat, und Jürgen und Christopher Keller von der Elektro Keller GmbH in Albstadt rundeten den Abend ab. Das Fazit der Veranstaltung: Ein Patentrezept für Unternehmensnachfolgen gibt es nicht. Jeder Fall ist so individuell wie die handelnden Personen. Deshalb sollte man sich frühzeitig darum kümmern und den Rat von Spezialisten einholen.

Präsentationen

Die Betriebsnachfolge planen - das A und O der Vorbereitung
Sylvia Weinhold, Handwerkskammer Reutlingen

Rechtliche Aspekte der Unternehmensnachfolge
Dr. Stefan Seyfarth, Nina Dearth-Crispino, Voelker & Partner, Reutlingen

Steuerliche und betriebswirtschaftliche Aspekte der Betriebsübergabe
Gerd Kaliber, Klaiber GmbH Steuerberatungsgesellschaft, Balingen

Die Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Unternehmensnachfolge im ländlichen Raum“ wurde in Zusammenarbeit mit der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, ifex, Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge, gefördert.