Vor allem im Bauhandwerk haben die Ausbildungszahlen abgenommen. Foto: AMH online

16.03.2022

Zahl der Ausbildungsverträge 2021 rückläufig

Die Ausbildungsbilanz in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb fällt im zweiten Pandemiejahr leider negativ aus. 1.736 junge Frauen und Männer haben im vergangenen Jahr eine Ausbildung im Handwerk begonnen – das waren 48 weniger als im Jahr 2020 und entspricht einem Minus von 2,6 Prozent.

Insgesamt werden 4.568 künftige Fachkräfte ausgebildet. „Das Minus an Verträgen dürfte vor allem dem Wegfall von Berufsmessen, Schulbesuchen und Betriebspraktika geschuldet sein. Digitale Angebote konnten diese Lücke bisher noch nicht füllen. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Ansprache von Jugendlichen auch nach der Pandemie sowohl digital als auch wieder verstärkt in Präsenz erfolgen sollte“, erklärt der Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert die negative Ausbildungsbilanz und fügt hinzu, dass diese vor allem dem Minus von 14 Prozent im Landkreis Reutlingen zu verdanken sei. „Letztes Jahr hatte der Landkreis Reutlingen noch ein Plus von 12,5 Prozent aus und rettete so die Bilanz ins Plus, dieses Jahr hat Reutlingen leider den Schwarzen Peter gezogen.“ Alle anderen Landkreise, außer Zollernalb, konnten ein Plus verzeichnen. Im Kreis Tübingen beträgt das Plus 2,1 Prozent, im Kreis Freudenstadt sind es 5,8 Prozent, im Kreis Sigmaringen sogar satte 11,1 Prozent, der Zollernalbkreis weist ein Minus von 2,4 Prozent auf.

Insgesamt 4.568 Ausbildungsverträge waren zum 31. Dezember 2021 in der Lehrlingsrolle eingetragen. Für den Landkreis Reutlingen verzeichnet die Kammer 1.474 Auszubildende, für den Landkreis Zollernalb 907 und für den Landkreis Tübingen 966 Verträge. Die Betriebe im Kreis Sigmaringen bilden 658 Auszubildende aus, ihre Kollegen im Kreis Freudenstadt 563 Auszubildende.

Metall- und Elektrobetriebe wieder ausbildungsstark

Mit 2.076 Auszubildenden werden derzeit in den Metall- und Elektrobetrieben die meisten jungen Menschen ausgebildet. Es folgen die Bau- und Ausbaubetriebe mit 988 Auszubildenden und die Betriebe der Gesundheits- und Körperpflege mit 445 Auszubildenden. 251 Auszubildende verzeichnet das Holzgewerbe, das Nahrungsmittelhandwerk beschäftigt 196 Auszubildende. Die Betriebe der Gruppe Glas, Papier, Keramik bilden 96 künftige Fachkräfte aus, die Gruppe Bekleidung, Textil, Leder 40 Auszubildende.

Weitgehend unverändert bleibt die Liste der beliebtesten Ausbildungsberufe. Den Spitzenplatz nimmt nach wie vor die/der Kraftfahrzeugmechatroniker*in ein, der 12,6 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (219 Auszubildende) beisteuert. Auf dem zweiten Platz liegt die/der Anlagenmechaniker*in für Sanitär-Heizung-Klimatechnik mit 9,1 Prozent (159 Auszubildende). An dritter Stelle folgt die/der Zimmerer*in 7,8 Prozent der Neuverträge (137 Auszubildende).

Mehr Abiturienten im Handwerk

Der Anteil von Jugendlichen mit Abitur und Fachhochschulreife stieg erneut. 18,7 Prozent der Neuverträge (3,1 Prozentpunkte mehr als 2020) gehen auf das Konto von Schulabgängern mit Höherem Bildungsabschluss. Und auch deutlich mehr Jugendliche mit Mittlerem Bildungsabschluss fanden den Weg ins Handwerk. Ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Viertel gestiegen. Dementsprechend sank der Anteil der jungen Menschen, die mit einem Hauptschulabschluss in die Ausbildung gestartet sind, um 11 Prozent, auf 33,4 Prozent.

Nach wie vor hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe

Laut einer Umfrage, welche die Handwerkskammer im Herbst 2021 durchgeführt hat, ist die Ausbildungsbereitschaft trotz des zunehmenden Wettbewerbs um Talente und den nach wie vor existierenden pandemiebedingten Einschränkungen unverändert hoch. „Am 31. Dezember 2021 waren in der Lehrstellenbörse 1.229 freie Lehrstellen für das aktuelle Jahr eingetragen – 126 mehr als im Vorjahr. Um das Angebot aktuell zu halten, werden die Angebote der Betriebe dreimal im Jahr abgefragt. Die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze für die Jahre 2022 und 2023 sind unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung abrufbar“, erklärt Eisert.